Das ehemalige Kreuzherrenkloster Hohenbusch bei Erkelenz wurde im Jahr 1302 gegründet und genau 500 Jahre später im Zuge der Säkularisierung aufgelöst. Danach erfolgten der Abriss der Klosterkirche und zweier Flügel des Klosterkomplexes. Heute existieren noch das Herrenhaus sowie die Wirtschaftsgebäude. Seit vielen Jahren kümmert sich ein Förderverein um den Erhalt der Gebäude und zeichnet sich auch für die Pflege des Geländes verantwortlich. Regelmäßig stattfindende kulturelle Veranstaltungen machen Hohenbusch auch heute noch zu einem lebendigen Ort.
Im Jahr 2012 schaffte der Förderverein, dank einer großzügigen Spende, eine freihängende Glocke an, die in Brockscheid in der Eifel gegossen wurde. Schon damals brach bei der Montage einer der sechs Kronenhenkel ab. Die Glocke wurde daraufhin beim Hersteller überarbeitet und läutbar im freistehenden Glockenstuhl aufgehängt. Bei einer Wartung im Jahr 2021 zeigte sich, dass der Kronenhenkel erneut abgerissen war. Der Henkelfuß war zwar mit einer Schraube von innen verbolzt, jedoch war der Übergang zum Mittelstück nur mit Industriekitt verklebt worden und die nötige Stabilität nicht mehr gegeben. Daraufhin wandte sich der Förderverein an den Verfasser für die Erstellung eines Gutachtens und Empfehlungen zur weiteren Verfahrensweise. Aufgrund des geringen Alters und auch des sonst durch großflächige Porösitat und weiteren Gussfehlern mangelhaften Instrumentes stand schnell fest, dass eine neue Glocke gegossen werden sollte.
Beschädigte Krone der im Jahr 2012 gegossenen Glocke.
Der Verfasser erarbeitete hierauf einen Plan für die neue Glocke. Dafür war jedoch zuerst Archivarbeit nötig. Die ehemalige Hohenbuscher Glocke aus dem Jahr 1454 gelangte nach der Säkularisierung in die benachbarte Ortschaft Kückhoven, wo sie leider zugunsten eines neuen Geläutes zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeschmolzen wurde. Ihr Gießer war unbekannt, jedoch war sie mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit niederländischer Herkunft, wie fast alle Glocken aus dieser Zeit in der näheren Umgebung.
So sollte die neue Glocke in ihrer Tonhöhe der 2012 gegossenen gleichen, jedoch die Klangfarbe eines mittelalterlichen Instrumentes erhalten, um eine musikalische Verbindung zu der ehemaligen Klosterglocke herzustellen. Als Vorbild wurde die im Jahr 1453 gegossene Marienglocke von St. Mariä Himmelfahrt in Mönchengladbach-Wanlo gewählt.
Der Auftrag zum Guss erging schließlich an die niederländische Glockengießerei Royal Eijsbouts in Asten, die schon seit vielen Jahrzehnten Erfahrung mit der Rekonstruktion historischer Glockenrippen hat. Die Glocke in Wanlo wurde per 3D-Scan erfasst und auf die Hohenbuscher Verhältnisse umgerechnet.
Campanologe Miguel Carvalho von Royal Eijsbouts beim Scannen der Wanloer Marienglocke.
Der Guss der neuen Glocke erfolgte schließlich am 08.10.2021 in Asten. Schon in der darauffolgenden Woche wurde die neue Glocke entmantelt und die Werkabnahme konnte durchgeführt werden. Das Ergebnis spricht für sich! Die Glocke bedurfte keiner nachträglichen Tonkorrektur, da alle vorgegebenen Werte bereits im Guss erzielt wurden.
Die neue Hohenbuscher Glocke bei der Werkabnahme in Asten.
Die Montage erfolgte durch Elektrotechnikermeister Markus Mockel im Auftrag der Firma HEW aus Herford. Wegen der offenen Aufhängung wurde die Glocke an ein feuerverzinktes und pulverbeschichtetes gerades Stahljoch gehängt. Das Holzjoch der Vorgängerglocke wies durch den ständigen Witterungseinfluss nach nicht einmal neun Jahren zahlreiche Risse und Braunfäule auf. Lediglich der schon vorhandene Linearantrieb wurde von der ehemaligen Glocke übernommen.
Am 13.11.2021 wurde die neue Glocke vom Provinzial der Kreuzherren, Pater Peter Snijkers, eingeweiht. Im Zuge dessen wurde sie auch das erste Mal von ihrer Stifterin geläutet, die fast genau eine Woche später verstarb. Ein nachträglich angebrachter Uhrschlaghammer schlägt nun halbstündlich auf die Glocke, die täglich um 15 Uhr auch läutet.
Technische und musikalische Daten